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Bericht über den Fachtag "Fachkräftegewinnung und Fachkraftbindung" am 23.03.2023 an der Alice-Salomon-Schule Hannover

Downloads zum Fachtag im Überblick:

Vortrag von Frau Prof. Dr. Fuchs-Rechlin (PDF-Version)

Fachkräftegewinnung und Ausbildung an der Alice-Salomon-Schule

Ausbildungsmöglichkeiten in Erziehungsberufen im Überblick

 


Bericht:

In den letzten Monaten stand die Alice-Salomon-Schule Hannover oftmals in der Presse aufgrund ihres Raummangels oder als Negativbespiel für verzögerte Fertigstellung der Turnhalle am Standort Kleefeld.

Mit dem am 23.03.2023 durchgeführten Fachtag im Berufsbereich Sozialpädagogik wollte die Schule ein Zeichen setzen und wieder für positive Nachrichten sorgen. Ein Zeichen, dass die Bewältigung des Fachkräftebedarfs nur im Schulterschluss zwischen Ausbildungsstätte und Trägern gelingen kann

Eingeladen waren regionale Träger von Kindertageseinrichtungen, die weiteren berufsbildenden Schulen (BBSen) der Region Hannover, die ebenfalls sozialpädagogische Fachkräfte ausbilden, sowie Vertreter*innen aus der Wissenschaft und dem Kultusministerium.

An der Planung des Fachtags war der erste Abschlussjahrgang der berufsbegleitenden Erzieher*innenausbildung der Alice-Salomon-Schule gemeinsam mit dem Abteilungsleiter Herrn Borker beteiligt; denn auch die Perspektive dieser angehenden Erzieher*innen auf die mit gleichzeitiger Berufstätigkeit in einer Kindertageseinrichtung kombinierte Ausbildung sollte sichtbar werden.

Nach Grußworten von Frau Eggers (Schulleiterin) und Frau Walter (Abteilungsleitung berufliche Bildung im niedersächsischen Kultusministerium) beleuchtete Frau Prof. Dr. Fuchs-Rechlin (WIFF/DJI) die unterschiedlichen Kontextfaktoren der Bereiche Fachkraftgewinnung und Fachkraftbindung (hier: PDF-Version der Vortragsfolien):

In den letzten 15 Jahren seien die Ausbildungszahlen im Berufsbereich Sozialpädagogik bundesweit um 100 Prozent angestiegen, dies stelle eine enorme Leistung im Ausbildungsbereich dar. Und somit sei die Ausbildung zur Erzieher*in ein beispielloses Erfolgsmodell. In keinem anderen Berufsbereich wären solche Steigerungen der Ausbildungszahlen erreicht worden. In allen anderen Berufsausbildungen würden die Schüler*innenzahlen sinken und zudem gebe es immer weniger Absolventen aus den allgemeinbildenden Schulen – somit seien die Zahlen im Berufsbereich Erzieher*innen ein dreifacher Erfolg. Die bisherigen Strategien und Erfolgsgeschichten der Fachkräftegewinnung seien mit dem massiven Ausbau der fachschulischen Ausbildung und damit einhergehenden räumlichen Kapazitätsgrenzen in den Schulen an ihren Grenzen angelangt.

Allein über Ausbildung werde der Fachkräftebedarf der nächsten Jahre nicht bewältigt werden. Die Träger, so Fuchs-Rechlin, seien in der Verantwortung, Maßnahmen dahingehend zu ergreifen oder zu verstetigen, dass die gut ausgebildeten Erzieher*innen im Feld verbleiben würden. Das Ermöglichen von horizontalen und vertikalen Fachkarrieren führe u.a. zu Berufszufriedenheit und Verbleib im Arbeitsfeld Kindertageseinrichtung. Mögliche Fachkarrieren sind u.a. die Übernahme von Praxismentoring oder die Spezialisierung als Fachkraft für Sprachförderung oder für Digitale Bildung. Weitere Faktoren seien Wertschätzung, Zugehörigkeit und Sicherheit für die Erzieherinnen am Arbeitsplatz. Die Fachkräftebindung, so Fr. Prof. Dr. Fuchs-Rechlin, sei aber als Entwicklungsaufgabe leider noch zu wenig im Blick der Träger und der zuständigen Fachressorts der Ministerien. Derzeit belegten viele Studien, dass Erzieher*innen das Arbeitsfeld in den ersten vier Jahren wieder verließen. Diese Kräfte müssten im Feld gehalten werden, sonst gelinge die Bewältigung des Fachkräftemangels nicht.

Der Fachtag wurde abgerundet über die Darstellung der Ausbildung aus Sicht der Fachschüler*innen und ihre täglichen Herausforderungen, allen Seiten gerecht zu werden (hier: PDF-Version der Vortragsfolien sowie ein Überblick über die Ausbildungsmöglichkeiten in Erziehungsberufen). Eine berufsbegleitende, „dualisierte“ Ausbildung habe nicht nur Vorteile, sondern bringe auch Belastungssituationen mit sich. Die angehenden Fachschüler*innen seien zum einen Kolleg*innen und zum anderen befänden sie sich noch in Ausbildung. Oftmals übernähmen sie in den Einrichtungen schon die gleichen Aufgaben im Alltag wie voll ausgebildete Erzieher*innen, besonders bei Ausfällen des Stammpersonals. Zudem seien die Schultage komprimiert und lang. Viele Schüler*innen müssten zudem noch zu Hause eine Familie versorgen.

In einer gemeinsamen Podiumsdiskussion diskutierten Trägervertreter*innen, Wissenschaftler*innen und die zuständige Fachreferentin aus dem Kultusministerium, Frau Duda. Der Fachtag und die abrundende Podiumsdiskussion konnten keine fertigen Lösungen präsentieren, aber machten deutlich, dass Träger, Ausbildung und Wissenschaft nur gemeinsam an weiteren Konzepten für die Bewältigung des Fachkräftebedarfs arbeiten können.