Im Rahmen des Polenaustausch-Programms der Alice-Salomon-Schule steigen wir, 12 auszubildende Tiermedizinische Fachangestellte sowie unsere Lehrerinnen Frau Jakob und Frau Pegel am Sonntagmorgen um 06:31 Uhr am Hannover Hauptbahnhof in den Zug, um über Berlin in Richtung Warschau zu fahren. Gegen Mittag kommen wir in unserer ersten Unterkunft an. In einem sehr sauberen und modernen Hostel werden wir in Mehrbettzimmern die nächsten drei Nächte verbringen. Bereits auf der Hinfahrt stellten wir fest, eine gute lustige Gruppe zu sein und freuten uns auf die kommenden Tage.
Der Montagmorgen beginnt mit dem Wiedersehen der polnischen Schüler/-innen in der Veterinärmedizinische Fachschule „Simona Kossak-Private“. Einige Gesichter sind einander bekannt, andere sehen sich zum ersten Mal. Es herrscht eine etwas aufgeregte, schüchterne, aber neugierige Stimmung. Über ein Integrationsspiel wird das Eis etwas gebrochen und wir kommen ins Gespräch. Es folgt ein Unterricht von einer Tierärztin über die Besamung von Rindern und Schweinen und ein berufsbezogener Englischunterricht mit der TFA Anna Gawryś, die uns auch als Lehrkraft die nächsten Tage begleiten wird. Nach einem leckeren Mittagessen nehmen wir an einem Veterinäranalytikkurs mit Übungen im Fachlabor teil und hören einen Vortrag zum Thema „Tiereuthanasie – wie soll man eine schwierige Zeit mit Respekt für den Patienten und den Tierbesitzern überstehen“. Mit einer Stadtrundfahrt in einem roten historischen Bus fahren wir durch Warschau und sehen einige schöne Orte, Parks und Sehenswürdigkeiten der Stadt. In einem traditionellen Restaurant essen wir Pierogi, leckere Teigtaschen mit diversen Füllungen und lassen den Abend gemeinsam ausklingen.
Den nächsten Tag verbringen wir zum Großteil in der Tierärztlichen Fakultät SGGW. Wir bestaunen Skelette verschiedener Tierarten, Hunde, Katzen, eine Giraffe, Schlangen, Teile eines Elefantenskelettes und viele Weitere. Im Prosektorium bekommen wir einen Demonstrationskurs und dürfen die verschiedenen Organe, Muskeln und Knochen und deren Lage in unterschiedlichen Tieren sehen. Auch wenn ein solcher Anblick im ersten Moment ungewohnt ist, sind wir alle von der Anatomie der Tiere fasziniert. Den Nachmittag verbringen wir im Park Skaryszewski um in Kleingruppen Rätsel zu lösen.
Der Mittwoch beginnt wieder etwas früher. Mit gepackten Koffern fahren wir mit dem Zug nach Krakau. Nach einem kurzen Halt in unserem dortigen Hotel treffen wir uns mit den polnischen Schüler/-innen um gemeinsam etwas über die Reproduktion von Pferden zulernen. Gegen Abend erwartet uns ein interessante Stadtführung durch Krakau.
Die letzten Tage verbrachten wir überwiegend mit tiermedizinischen Themen, verschiedenen Gruppenspielen und viel Freude.
Bevor es am Freitag wieder zurück nach Deutschland geht, steht heute noch ein etwas anderer Ausflug an. Mit dem Bus geht es für uns zur Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau. In getrennten Gruppen nehmen wir an einer Führung durch das Museum und die KZ-Gedenkstätte Auschwitz-Birkenau teil. Wir alle hatten gemischte Gefühle und unterschiedliche Erwartungen an diesen Tag. In einer Videokonferenz beschäftigten wir uns vor der Reise bereits mit den Themenbereichen Nationalsozialismus und Konzentrationslager. Diese Kenntnisse sowie vorhandenes Wissen halfen uns neue Informationen und emotionale Eindrücke einzuordnen und eigene Fragen an die Geschichte zu entwickeln. Ganz leise lauschen wir durch Kopfhörer der ruhigen Stimme der Dame, die uns durch die Gedenkstätte führt. Wir lassen Emotionen zu und sind füreinander da. Wir beenden diesen Tag in einer gemeinsamen Runde um über unsere Eindrücke, Gefühle und Emotionen zu sprechen sowie Antworten auf Fragen zu finden.
Nach einem letzten gemeinsamen Essen wird es Zeit „see you later“ zu sagen. Wir nehmen uns in den Arm, tauschen nochmal Nummern aus und hoffen auf ein Wiedersehen. Wir wünschen den polnischen Schüler/-innen eine gute Heimreise. Für uns geht es am nächsten Tag zurück nach Deutschland. Etwas verspätet, aber sicher, kommen wir wieder in Hannover an.
Die Reise ist nun schon ein paar Tage her, aber ich durfte sie in diesem Bericht noch einmal erleben. Nach Gesprächen mit meinen Mitschüler/-innen sind wir uns alle einig mit einem Gefühl von Glück, Zufriedenheit und Dankbarkeit an unsere gemeinsame Zeit in Polen zu denken. Wir haben auf dieser Reise Vorurteile beiseite geräumt, Sprachbarrieren mit Händen und Füßen überwunden, Freundschaften geschlossen und fremde Kulturen ein Stück näher zusammengebracht.
Im Namen aller möchte ich mich bei unseren Lehrkräften Frau Antje Jakob und Frau Anica Pegel für eine ausgezeichnete Organisation und die Möglichkeit an einer so großartigen Reise teilnehmen zu dürfen bedanken. Ein weiterer Dank gilt der Alice-Salomon-Schule und den Förderprogrammen, die diese Reise von finanziellen Mitteln unabhängig für jeden möglich gemacht haben.
Lea Lohmeyer (TFA 22B)